Ja, oft habe ich sie als Kind gesehen, die Berliner Mauer - ich komme zwar aus dem Westen, aber hatte eine Tante in Berlin, die ich öfter besucht habe… Ich erinnere mich an die langwierigen Grenzkontrollen und an das komisch Gefühl, welches mich bei den Kontrollen immer beschlich. Das folgende Zitat allerdings kannte ich noch nicht, dafür war ich zu der Zeit noch zu jung. Im Jahre 1961 war ich erst sechs Jahre alt.

Kurz nach dem Mauerfall zog ich das erste mal nach Berlin um hier zu arbeiten. Und - trotzdem die Mauer ja gefallen war, ich hatte noch immer das Gefühl: egal in welche Richtung man geht, es geht immer nach Osten. Wie stark muss dieses Gefühl für die Westberliner vor dem Mauerfall erst gewesen sein?

Und für die Ostberliner gab es doch nur zwei Alternativen: entweder man arrangierte sich mit der Situation (am Plattensee kann man ja auch so herrlich Urlaub machen) oder man fand es so unerträglich, daß man nur noch “rüber” wollte. Die Aussichten für einen Fall der Mauer waren ja auch nicht gerade ermutigend, wie folgendes Ziat zeigt:

Weil ich mich trotz Mauerfall noch immer wie auf einer Insel fühlte, bin ich dann nach drei Jahren Berlin wieder nach Köln gezogen und bekam dann doch wieder Heimweh nach Berlin und zog erneut um! Mittlerweile bin ich überzeugter Hauptstädter und beobachte, wie sich die Narben der Stadt verschließen. Und überhaupt - Berlin ändert sich schnell und dynamisch, man kann kaum alle die Dinge im Auge behalten, die sich hier ständig verändern. Waren früher noch Ostberlin und Westberlin eindeutig zu unterscheiden, so sind die Unterschide mittlerweile fast vollständig verwischt. Allein - in vielen Köpfen existiert die Mauer noch. Selbst ich erwische mich manchmal bei Unterscheidungen von “typisch Ossi oder Wessi” und glaube sogar die Ostberliner an der besonderen Mundart erkennen zu können; da frage ich mich so oft, wie die Stadt vor dem Mauerbau von ihren Bewohnern erlebt wurde, als die Einheit der Stadt etwas selbstverständliches und gar nicht anders vorstellbares war. Jedenfalls gab es da noch nicht die aktuellen Vergleiche: “bei Euch im Westen ist ja alles voll Türken” und “bei Euch im Osten leben ja nur Rechtsradikale und Chaoten”.

Aber nun das Wichtigste: Es gibt in dieser Stadt doch wieder eindeutige Himmelsrichtungen! Das allerdings hat länger gedauert, als viele das anfangs glauben wollten. Und auch die Mauer in den Köpfen wird noch endgültig fallen, da bin ich mir ganz sicher.