Inge, so der Name unserer Nachbarin, ist über den ersten Schock hinweg. Sie macht uns keine Vorwürfe, Felix war halt auch schon sehr alt und trug einen Schrittmacher. Ein Zusammenhang zwischen seinem Tod und dem Unfall können wir uns eigentlich nicht vorstellen. Der Arzt hatte auch im Krankenhaus gesagt, Felix währe an einem Herzinfarkt verstorben.

Wir haben noch immer keine offizielle Nachricht zur Todesursache von Felix. Mein Freund übergibt die Angelegenhait einem Rechtsanwalt. Wir nehmen Inge oft zu uns, damit sie nicht so allein ist, und über den Tod ihres Mannes besser hinwegkommt.

Felix findet auf dem Friedhof in Wedding seine letzte Ruhe. Es war zu Lebzeiten sein ausdrücklicher Wunsch, anonym bestattet zu werden. Mein Freund und Inge entsprechen diesem Wunsch und bringen Mittags noch ein paar Blumen zu dem Gedenkstein, der für alle anonymen Gräber dort aufgestellt ist. Inge ist froh, dass nun alle Dinge erledigt sind.

Ich bekomme eine nette Mail von einem Leser dieses Tagebuchs. Er schreibt, dass er dieses Tagebuch schon öfter gelesen hat und immer verfolgt hat, wie es mir so ergangen ist. Ich freue mich riesig! Ich denke mir, dann sind diese Zeilen auch micht umsonst...

Ich vervollständige mal wieder dieses Tagebuch. Lieber hätte ich von tollen Dingen berichtet, die ich so erlebt habe. Statt dessen hatte ich in diesem Jahr schon zwei mal eine schwere Erkältung und alles wurde Überschattet durch den Tod von Felix. Der beginnende Frühling, so merke ich, gibt mir neue Energie. Ich glaube, ich habe mich noch nie mehr nach dem Frühling gesehnt, als dieses Jahr. Ich kann es kaum noch erwarten, bis die Bäume wieder Blätter haben. Ein Phänomen übrigens, welches mir immer in Berlin besonders auffällt. Keine Stadt ändert im Frühling so sehr ihr Gesicht wie Berlin. In dieser Stadt stehen auf fast allen Straßen Bäume und wenn diese grün sind, verliert die Stadt ihr graues Gesicht... Dann bin ich wieder Froh, in Berlin leben zu können!